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Beitrag vom 16.06.2004
Dialoge der Karmeliterinnen
Denise Hoffmann
Wiederaufnahme in der Deutschen Oper Berlin. Fantastisches Bühnenbild mit brillanter Besetzung dieser Oper zur Zeit der Französischen Revolution. In der laufenden Spielzeit nur noch 1 Termin
Blanche de la Force (Fionnuala McCarthy: fragil, "wahnsinnig", gut), "petit lièvre", "Häschen" genannt, wird von Angst, Todesangst, heimgesucht. Durch einen Schatten an der Wand in Schrecken versetzt, entschließt sie sich, dem Karmeliterinnenorden beizutreten. Dort erhofft sie sich Heilung.
Hier erzählt Schwester Konstanze (Robin Johannsen, trotz kleinerer Rolle: großartig) Blanche von ihrer Eingebung: Beide werden sehr früh und gemeinsam sterben. Konstanze aber hat keine Angst vor dem Tod.
Der Pöbel versucht in das Kloster zu gelangen. Die Schwestern entschließen sich, mit einem "persönlichen Opfergelöbnis für Christus und den Glauben zu zeugen." Nur Blanche stimmt dagegen und flieht aus dem Haus.
Blanche kehrt in ihr Elternhaus zurück, muss aber feststellen, dass ihr Vater, der Marquis de la Force (Lenus Carlson), von den Revolutionären umgebracht und sein Haus eingenommen wurde.
Dort wird sie von der Schwester Mutter Maria (Elizabeth Bishop: muss eine Orange auf der Bühne essen, aber fantastische Charakterrolle) aufgefunden. Die beiden fliehen.
Zwei Kommissare verkünden den Nonnen die Auflösung des Klosters.
Die Karmeliterinnen werden verhaftet und zum Tode verurteilt.
Gemeinsam müssen sie zum Schafott gehen, sie singen das "Salve Regina", das angestimmt wird, wenn eine Schwester im Sterben liegt. Die Stimmen werden immer schwächer, bis nur noch Konstanze übrig ist. Konstanzes Eingebung erfüllt sich, auch sie stirbt, und Blanche singt die letzten Verse des "Veni Creator Spiritus".
Nur Mutter Maria überlebt.
Das puristische Bühnenbild dieser Inszenierung ist großartig! Die Beleuchtung ist geschickt eingesetzt, Licht und Schatten sind Teil dieser symmetrischen Bühnenrequisite.
Problematisch an dem drehbaren Bühnenbild ist nur, dass es den Blick in die Kulisse freigibt und auch die in der Mitte sitzende Zuschauerin "Verkehrslast 500 kg/qm Rauchen verboten" lesen kann. Gibt es keine bessere Lösung für, nein, gegen diesen Anti-Ästhetizismus!!?
Vergessen macht dies allerdings das eindrucksvoll in Szene gesetzte Schlussbild:
Die Guillotine fällt und mit ihr eine Schwester nach der anderen, die Stimmen verstummen…
Georges Bernanos, bedeutender Vertreter des französischen Renouveau Catholique, hat im Jahr 1948 das Bühnenstück "Begnadete Angst" geschrieben.
Grundlage dafür war die 1931 von Gertrud von Le Fort geschriebene Novelle "Die Letzte am Schafott", das die Hinrichtung der 16 Karmeliterinnen am 17. Juli 1794 in Paris aufgreift.. "Mir selbst war das Historische nur Gewand für ein sehr aktuelles Problem", sagt von Le Fort 1933/34 über ihr Werk.
Bernanos nahm zahlreiche Änderungen vor, wurde dennoch des Plagiatismus beschuldigt.
Francis Pulenc wurde 1953 gebeten, das Stück musikalisch umzusetzen. Er komponierte die Oper "Dialogues des Carmélites".
Die "Dialoge der Karmeliterinnen" sind in der Spielzeit 2003/2004 nur noch einmal zu sehen und genießen:
Sonntag, 27.6.04, 18 Uhr
Für die Spielzeit 2004/2005 sind die "Dialoge der Karmeliterinnen" (noch) nicht angesetzt.
Deutsche Oper Berlin
Bismarckstraße 35
10627 Berlin
Tel. +49/0700/6737237546
Online-Kartenbestellung:
www.deutscheoperberlin.de/applet.jsp